New Work: Eine Arbeitswelt, in der Menschen ihre Potenziale entfalten und sich selbst verwirklichen können.

Wie New Work unser Verhältnis zur Zeit grundlegend verändert.

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Wir leben in einer Zeit der Beschleunigung. Jede Gerätegeneration verspricht, schneller als die vorherige zu sein, Arbeitsprozesse werden ständig optimiert, ausgelagert oder automatisiert, um Zeit zu sparen.

Global operierende Unternehmen arbeiten längst zeitzonenübergreifend. Die Zeit ist dabei das einzige, was sich nicht verändert. Eine Sekunde ist eine Sekunde ganz gleich, ob ich sie verschwende oder sinnvoll nutze. Wenn wir also über Beschleunigung sprechen, müssen wir auch darüber sprechen, wie sich unser persönliches Verhältnis zur Zeit verändert. Wenn wir immer mehr Zeit einsparen, stellt sich automatisch die Frage: Wie gehen wir insgesamt mit Zeit um?

Die täglichen Anforderungen der Arbeit

Unabhängig von den verfügbaren 24 Stunden pro Tag, wachsen die täglichen Anforderungen an jeden Einzelnen. Im Schnitt bearbeitete laut einer 2014 durchgeführten Studie ein Angestellter 600 Mails pro Monat – 72 Prozent der täglichen Zeit im Büro verbrachten Büroangestellte mit Office-Anwendungen. Bis heute steigt die Zahl der täglich versendeten Mails stark an. Was bedeutet das für unseren Umgang mit der Zeit? Schon heute ist es unmöglich, Mails zweimal zu lesen. Ich denke, dass wir daraus vor allem zwei Schlüsse ziehen müssen. Zum einen müssen wir mehr Haltung zeigen, indem wir als Führungskräfte verstehen, dass die Mitarbeiter zum Verständnis der Kommunikation in der heutigen Zeit die richtigen Schulungen bekommen. Weiterhin müssen wir als Führungskräfte die richtigen Entscheidungen zur richtigen Zeit treffen. Dafür müssen wir mehr Haltung zeigen, wo wir festzulegen, wie ein geregelter Umgang mit Kommunikation in der heutigen Zeit aussehen kann.

Insbesondere, wenn es um das Thema New Work geht, sprechen wir auch über das Verhältnis von Freiräumen und Routineaufgaben. Wer kreativ arbeiten will, kann sich nicht gleichzeitig dem Druck aussetzen, permanent verfügbar zu sein. Technische, geistige und seelische Fähigkeiten müssen im Einklang miteinander stehen, damit wir produktiv und kreativ sein können. Dazu gehört ganz essentiell, dass wir noch Gelegenheit haben, Inspiration zu empfinden.

Wer in sich ruht und weiß, wer er ist, welche Werte ihm wichtig sind und was er will, der kann klar und einfach Entscheidungen treffen – ein Zustand, den ich Entschiedenheit nennen würde.

Infografik: Office-Software dominiert deutsche Büros | Statista

Achtsamkeit als zentraler Wert von New Work

Ein zentraler Wert der Welt von New Work kommt meiner Ansicht nach der Achtsamkeit zu. Achtsam mit der Zeit umzugehen heißt sowohl achtsam mit der eigenen Zeit als auch mit der Zeit des Anderen umzugehen. Die Beschleunigung, von der ich eingangs sprach, führt wie gesagt nicht dazu, dass sich an der verfügbaren Zeit etwas ändert. Aber die Beschleunigung führt dazu, dass sich der Alltag – sowohl der berufliche wie der private – verdichtet. Wir müssen mehr in kürzerer Zeit bewältigen.

Umso wichtiger ist ein achtsamer Umgang mit sich selbst, der Zeit und dem Leben. Denn auch das Leben ist ein bestimmter Umgang mit der Zeit. Wenn sich im digitalen Zeitalter die Arbeit von ihrem angestammten Ort löst, ordnet sich unser Leben neu. Die Antwort darauf wird keine Standard-Lösung sein – die seit Jahren geführte Diskussion über die Work-Life-Balance wird zu keinem Ende kommen -, sondern zu einer neuen Bestimmung von Arbeit und Privatem führen. Ein wesentlicher Aspekt dieser Neubestimmung ist nicht nur die Frage nach dem Umgang mit unserer Lebenszeit, sondern auch die Frage nach dem Umgang der Zeit am Arbeitsplatz. Hier ist nicht nur jeder einzelne gefordert, sondern auch das Management in Unternehmen. Es muss eine klare Haltung dazu entwickeln, wie Achtsamkeit im Unternehmen konkret aussehen kann und wie die Unternehmenskultur von einem achtsamen Umgang positiv profitieren kann.